Am 2. September war der 48. Jahrestag von J.R.R. Tolkiens Tod. In Bournemouth, im Südwesten Englands an der Küste, starb der Professor für Philologie und Schöpfer von Mittelerde, zwei Jahre nach seiner geliebten Frau Edith.
(Meta) Mittelerde, Colcalad (RM).
Tolkien wurde 81-jährig und gilt als ein Autor des Jahrhunderts. Mit den Werken über Mittelerde schuf er nicht nur einzelne Romane, sondern eine ganze Welt mit Sprache, Zeit, Rassen, Geschichte, Geographie und der Metaphysik, angelehnt an die Genesis der Bibel und vor allem an Thomas von Aquin.
In Ehrerbietung zu Tolkiens Todestag möchte der Funkenflug die persönliche Dramatik von Tolkiens Liebes- und Ehegeschichte beleuchten.
Tolkien mochte keine Allegorien in seinen Werken. Doch sein eigenes Leben spiegelte sich dennoch in einer dramatischen Allegorie mit derjenigen von Beren und Luthien, wie auch auf seinem Grabstein vermerkt ist. Er selber beschrieb Luthien nach dem Vorbild seiner Frau Edith. Die Liebe zwischen beiden war sehr tief, wie Humphrey Carpenter in der Biographie schrieb:
Alle Freunde von Ronald und Edith Tolkien zweifelten nie an der tiefen Zuneigung zwischen ihnen. Es war in den kleinen Dingen sichtbar, in dem fast absurden Grad der Sorge über die Gesundheit des anderen oder der Sorgfalt, wie sie die Geschenke für den anderen zum Geburtstag einpackten. […] Eine grundlegende Quelle für Glück war die geteilte Liebe für ihre Familie. Diese band sie aneinander bis zum Ende ihrer Leben und es war wahrscheinlich die stärkste Kraft in ihrer Ehe.
Der Start ihrer Beziehung war aber alles andere als harmonisch. Ronald, wie ihn seine Familie nannte, als Vollwaise war unter der gesetzlichen Obhut von Don Morgan, einem steinalten Priester. Der Katholizismus war seiner Mutter und ihm selber sehr wichtig.
Mit 16 lernte er Edith Mary Bratt kennen und lieben. Doch diese Liebe wurde von Don Morgan verboten, da er einen schlechten Einfluss auf Ronald vermutete. Diese Vormundschaft endete mit 21. Tolkien schrieb später seinem Sohn darüber:
Ich musste wählen zwischen Ungehorsam und Trauer (oder Täuschung) eines Vormunds, welcher mir ein Vater ist, mehr als die meisten Väter sind… und meine Liebe fallen zu lassen bis ich 21 wurde. Ich bedauere meine Entscheidung nicht, aber es war sehr hart für meine Geliebte. Aber es war nicht mein Fehler und sie war vollkommen frei und von keinem Gelübde gebunden.
Ich sollte keinen Grund für einen Vorwurf gehabt haben […], wenn sie jemand anderen geheiratet hätte. Für fast drei Jahre konnte ich meine Geliebte nicht sehen, noch schrieb ich ihr. Es war extrem hart, speziell am Anfang.
Am Vorabend seines 21. Geburtstages schrieb Tolkien Edith einen Brief und bekundete in ihr seine ungebrochen grosse Liebe. Der Schock aber war tief, als in der Antwort klar wurde, dass sich Edith verlobt hatte und bald zu heiraten gedachte, auch weil sie seit Jahren nichts mehr von Ronald hörte.
Tolkien aber gab nicht auf und stürzte Hals über Kopf in den Zug nach Cheltenham, wo Edith mit einer Freundin weilte. Sie trafen sich am Bahnsteig und verbrachten den Tag zusammen. Am gleichen Tag schickte sie ihrem Verlobten den Ring zurück und nahm den Eheantrag von Ronald an. Sie heirateten drei Jahre später und blieben dies bis 1971, als Edith – oder Luthien wie Tolkien es sah – starb.
Tolkien hatte nicht nur einen unbändigen Schaffensdrang und Willen zur Vollendung, sondern auch ein liebevolles und kämpferisches Herz für seine Geliebte und Frau Edith Mary.
Titelbild: Grabstein von Luthien und Beren (Edith und J.R.R. Tolkien) in Bournemouth GB © Deutsche Tolkiengesellschaft