Beutelsend ist immer wieder einen Besuch wert. Auch wenn Lobelia und Otho Sackheim Beutlin die Gastgeber sind. Ich war überrascht über die Gastfreundschaft und die Höflichkeit, als ich den Funkenflug angekündigt hatte. Auch wenn sie vielleicht nur vorgeschoben waren.
Hobbingen, Cynmaru.
An einem regnerischen Mittwoch, dem 29. September, traf ich in Beutelsend ein. Die Wolken standen schwer und dunkel am Himmel und liessen einen herbstlich-kühlen Regen fallen; dennoch war es angenehm warm. Es duftete nach Erde, als ich durch Hobbingen gegen den Bühl ritt.
Lobelia Sackheim-Beutlin sah mich offenbar schon Weitem und öffnete gleich die Tür zu Beutelsend. Und als ich dann getrocknet und bei einem Tee und einem Stück Kuchen sass, fühlte ich mich irgendwie wohl und überrascht.
Durch die Nachforschung über die Reise von Bilbo Beutlin zum Erebor fragte ich mich, ob Bilbo Beutlin Bilder besass über die Täler und die Begegnung mit Beorn. Beorn soll ja in der Nähe der Insel Carrock auf dem Anduin wohnen und ein Pelzwechsler sein. Doch was ein Pelzwechsler ganz genau ist und woher sie abstammen ist ungeklärt. Vielleicht stammen sie von den ersten Menschen ab, bevor das Böse in die Welt kam.
Die Sackheim-Beutlins führten mich zu einem Bild. Es war nicht schön an einer Wand ausgestellt, sondern stand hinter einem Stuhl in einem Nebenraum. Beorn ist dort als grosse Erscheinung zu sehen, vor seinem Haus und Hof. Unschwer lässt sich seine Lebensweise und Leidenschaft erkennen. Pferde, Bienen, Landwirtschaft.
Kräftig ist Beorn und eine grosse Axt hält er in Händen. Der Garten macht einen wilden Eindruck, und doch so wohlhabend und prächtig blühend, dass ein grosser Einklang mit der Natur vorausgesetzt werden darf. Auf dem Bild ist auch der Maler vermerkt: Ted Nasmith, der mit Gouache dieses Bild gemalt hatte. «Beorn – Herr der Wildnis» steht drauf. Ich bemerke am Himmel ein grosser Adler.
Wahrscheinlich eine Anspielung an die Adler, die Bilbo Beutlin aus der Bedrohung am Fusse des Nebelgebirges gerettet hatten?
Lobelia und Otho taten so, als hätten sie mich nicht gehört und fragten, ob ich noch etwas Tee möchte. Der Kuchen sei leider aufgegessen. Mit einer dankenden Handbewegung winkte ich ab und fragte sie, ob dies das einzige Bild sei von Beorn. Die alternde Dame strengte sich etwas unfreiwillig an und nach einer Weile stand sie murmelnd auf und lief in einen anderen Raum.
Ist das auch Beorn? Ich weiss es nicht … ach egal, schaut es Euch an, es ist bestimmt nicht wertvoll.
«Doch», dachte ich, aber sagte aus Höflichkeit nichts. «Ja, das zeigt auch Beorn, mit Bilbo und Gandalf», sagte ich ihr. Beim Namen von Bilbo schnaubte Lobelia etwas unterdrückt, aber doch deutlich. Sie schaute mit komischen Augenbewegungen Otho an, doch dieser wusste offenbar nicht, was sie ihm andeuten wollte.
Vom selben Maler ist auch dieses Bild, mit Wasserfarben 1986 gemalt. Offenbar für einen Kalender hergestellt, wie vermerkt wurde. Doch der Kalender war nicht dabei. Wahrscheinlich erschien er ohne Wert und wurde weggeworfen oder verbrannt. Schliesslich war Bilbo Beutlin etwa am 20. Juli 2941 des Dritten Zeitalters. Damals mit der Gruppe Zwergen auf der Suche nach Schutz, Nahrung und vor allem neuer Ausrüstung für den Weg durch den Düsterwald.
Zwei Zwerge sind zu sehen und auch fast zu hören: «Zu Euren Diensten». Es müssten Bifur und Bombur sein, wenn die Geschichte richtig überliefert wurde. Man sieht Gandalf Beorn überzeugen, dass sie harmlos seien, denn Zwerge hatte Beorn überhaupt nicht gerne, wie Bilbo Beutlin berichtete.
Richtig gross erscheint Beorn im Vergleich zu Gandalf, der gewiss auch nicht klein war. Seine Axt lehnt an die Wand dieses Mal.
Wusstet Ihr, dass Beorn nach der Rückkehr von Bilbo und Gandalf mit ihnen Jul feierte und danach Menschen um sich scharte und das Volk der Beorninger begründete? Er war ihr erster Häuptling. Sein Sohn hiess Grimbeorn.
Die Sackheim-Beutlins schüttelten wortlos und etwas grimmig den Kopf. Nach einer kurzen Frage, ob ich noch was brauche, verabschiedete ich mich dankend von ihnen. Aber ich merkte, sie waren froh mich loszuhaben. Aber die Reise nach Beutelsend hat sich gelohnt.
(Ted Nasmith ist Musiker und Künstler und lebt in Newmarket, Kanada. Er hat unter anderem eine Ausgabe des Silmarillions illustriert und gilt als renommierter Tolkien-Künstler. Der Funkenflug fühlt sich geehrt mit ihm zusammenarbeiten zu können.)
Titelbild: Beorn? © Ted Nasmith
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