Der kämpfende Tänzer, die tanzende Kämpferin. Auf den ersten Blick haben diese beiden Tätigkeiten nicht viel gemeinsam. Ein Tanz ist eher Ausdruck von Lebensfreude und von Vergnügen, ein Kampf hingegen ein Mittel zur Abwehr einer bedrohenden Situation.
Thorins Halle, Colcalad.
Die Sippe Beschützer des Lichtes luden am Dienstag, 2. März zur Verehrung der Valar Tulkas und Nessa ein. In der Festarena von Thorins Halle feierten die Versammelten aller Völker und Rassen die beiden Valar, dachten über ihr Leben nach und baten um ihren Beistand.
Die Besucher – ausgerüstet mit Laternen – waren erwartungsvoll gekommen. Gerade über Nessa wissen viele nicht viel. Belegrindor von den Beschützern erklärte über Nessa:
«Nessa ist die Schwester Oromes und die Frau von Tulkas. Sie heirateten auf der Insel Almaren. Sie wird häufig in Valinor gesehen, wie sie schnell wie der Wind dem Hirsch davonspringt. Die Hirsche folgen ihr dabei. Ihre grösste Leidenschaft ist der Tanz. Sie ist jugendlich und flink und tanzt mit Tulkas in Valinor.»
Die Lichtsänger und Belegrindor. (C) Dagoniel
Alle waren dann überrascht, als Arantha, die durch den Abend führte, die Gäste einlud in Paaren oder Gruppen einen Tanz zur Musik der Lichtsänger aufzuführen. Nach anfänglichen Mühen gelang dies sehr gut und die Tänzerinnen und Tänzer malten ein passendes Bild in die Festarena. Nicht nur in Anbetracht des Ortes, auch in Bezug auf Nessa, die Valie, die so gerne tanzte.
Beide Valar haben gemeinsam, dass sie schnell seien wie niemand sonst. Tulkas kam dies sicher zu Hilfe, als er damals vor vielen Jahren Melkor, der auch Morgoth genannt wird, mit blossen Fäusten niederrang und für viele Jahrhunderte fesselte und an Ketten legte. Belegrindor sagt über den Vala:
«Tulkas Astaldo mit vollem Namen ist ein Vala der besonderen Art. Sein Name bedeutet der Tapfere. Und so war er auch leibhaftig. Tulkas kämpfte mit blossen Fäusten. Aber er war so stark, so gewaltig und so schnell, dass selbst Melkor/Morgoth Angst vor ihm hatte und sich verstecken musste. Letztlich kettete er Melkor für viele Jahre.
Tulkas ist also stärker und schneller als alle anderen. Er kam als letzter der Valar nach Mittelerde. Seine liebste Beschäftigung ist das Ringen und Kämpfen. Tulkas soll eine rote Haut und blondes Haar besessen haben. Seine Fähigkeiten im Rate waren aber offenbar sehr limitiert. Tulkas Frau war Nessa, die schwächste unter den Valier. So verband sich die schwächste Valie mit dem stärksten Vala. Tulkas steht in diesem Sinne für das Gute in der Gewalt.»
Diue Gäste versammeln sich und rüsten sich mit Laternen aus.
Leider war dann de Veranstaltung überschattet von einer unvorhersehbaren Aktion. Arantha erklärte, dass ein Showkampf zu Ehren Tulkas hätte aufgeführt werden. Doch leider änderten die Zwerge in Thorins Halle die Regeln und verbaten diese Art von gewaltverherrlichenden Aktionen in der Festarena. Die Lichtsänger spielten umso kräftiger und schöner.
Dass diese Verehrung der Valar nicht nur on einigen wenigen geleistet wird, bewies Arantha im zweiten Teil, indem die Angereisten gebeten wurden ein Gedicht, ein Text, eine Darbietung oder ein Lied zu Ehren von einem oder beiden Valar vorzutragen. Arantha startete mit den Worten:
«Warum gehen das sanfteste Säuseln eines Windes mit dem stärksten Sturm der Welt gemeinsam durch Mittelerde? Vielleicht weil es beide genauso braucht. Die sanfte Bö kann nichts ausrichten gegen ein mächtiges Unwetter, hingegen der stärkste Sturm kann alles Sanfte und Zarte, das auch er liebt, zerstören. Zusammen sind Tulkas und Nessa unschlagbar. Zusammen bewältigen sie alle Probleme. Jeder von uns hat eine Rolle, egal ob sehr stark oder vordergründig klein und schwach. Alle sind wichtig!»
Torbol spricht zu allen.
Danach trat Torbol Prallwams von den Wanderer der Nacht vor die Menge und sprach wohl eher über Tulkas:
«Ihr Freunde, die wir zusammen gezogen in die Schlacht,
wie hat der Tod gewütet, unser Häuflein klein gemacht.
Seht, wie der Feind so mächtig, wie seine Reihen dicht,
wie er von allen Seiten stets enger uns umflicht.
Und unsre Wunden brennen, und unser rotes Blut
fliesst nieder aus hundert Quellen, doch unsre Schwerter sind gut.
Und unser Banner flattert, noch in den Lüften hoch;
zwar sind wir arg bedränget, allein wir stehen noch!
Und wären wir nur noch zweie, der Bannerträger und ich:
Schmach dem, derweil er lebte, aus diesem Kampfe wich!»
Wohl hatte Torbol ein wenig Skrupel bei diesem doch martialischen Text. Deshalb dichtete er weiter, diesmal eher über Nessa:
«Ein Hirsch mit prächtigem Geweih kam aus dem Wald herausstolziert,
hat sich vor ner Truppe Grenzer ganz gewaltig inszeniert:
Er hat ganz schrecklich laut geröhrt – die Gegner hat das nicht gestört.
Doch war der lieben Grenzerei das Achtzehnender-Hirschgeweih
von Amtes wegen viel zu breit. Der Hirsch bekam nen Amtsbescheid
für des Geweihes Überlänge: Ein Strafzettel fürs Hirschgestänge.»
Yome von den «Flauschfüsschens und Freunde» trat dann hervor und erklärte uns ihre Geschichte und warum für sie Elben ganz besonders seien. Durch eine Gefahr gezwungen, mussten die Eltern von Yome in die Obhut von einer Elbin Naralin geben. Yome ist heute sehr dankbar für diese Unterstützung und Erziehung der Elben.
Stimmung in der Festarena (C) Noldofinwe
Lohasbrand, ein Zwerg, trat hervor – spottend über seinen grossen Bauch – und sprach:
«Müde bin ich, geh zur Ruh
decke meinen Bierbauch zu.
Frau, lass den Kater mein,
morgen nicht so grausam sein.
Bitte gib mir wieder Durst,
alles andre ist mir Wurst!»
Mit Bitten um Hilfe und Schutz durch Nessa und Tulkas endete der besinnliche und auch heitere Abend. Die Lichtsänger spielten sehr einfühlsam und Arantha führte gekonnt durch den Abend. Nebenbei gesagt, wurde mittlerweilen Morlokai zum Kapellmeister der Lichtsänger ernannt.
Arantha und die Lichtsänger (C) Dagoniel
Bereits fand der zweite solche Abend statt. Beim ersten dieser Reihe Lindh i Valar wurden Irmo und Este geehrt. Auch gab Arantha bereits den nächsten Termin bekannt. So werden am 13. April um 21 Uhr Aule und Orome geehrt.
Getanzt und gekämpft wird dann wohl nicht. Auch wenn der Tanz und der Kampf nicht unbedingt zusammen gehört, so hat doch der Abend gezeigt, dass es dennoch so sein kann. Tulkas und Nessa sind eine Gemeinschaft und auch ihre Gaben und Talente sind dies. Der tanzende Kämpfer oder die kämpfende Tänzerin sind also nicht so sehr aus der Luft gegriffen.
Titelbild: (C) Dagoniel. Die Lichtsänger begleiten die Synchron-Tänzer.
